Im Sinne des Unterrichtsmoduls „Anthropologie des Menschen“ besuchten wir am 13. März die Körperwelten-Ausstellung „Anatomie des Glücks“ in Heidelberg. Nachdem wir uns mit kritischen Stimmen auseinandergesetzt hatten, wollten wir uns selbst ein Bild davon machen und von unseren Erfahrungen berichten. Doch was rückte jene Ausstellung in den medialen Fokus?
Der Gründer der Körperwelten, Gunther von Hagens, begann 1995 damit, aus Spenden stammende menschliche und ab 2010 auch tierische Leichen dem Prozess der Plastination zu unterziehen. Jenes Verfahren wurde von ihm selbst entwickelt und verfeinert. Jedoch findet eben dieses Konzept nicht bei jedermann Anklang: Ist die Ausstellung und in-Szene-Setzung von Leichen ethisch vertretbar? Und dies zudem hinter dem Vorwand, Medizinstudenten die Anatomie von Mensch und Tier näherzubringen?
Betritt man die Ausstellung, so fällt einem sofort ein Schild ins Auge, auf dem der respektvolle Umgang mit den Leichen versichert und eine mögliche Bloßstellung der Körper durch die Darstellung derer in alltäglichen Positionen verneint wird. Dies wird auch in der Umsetzung deutlich:
Infotafeln erläutern die Funktionen der ausgestellten Organe und lebensnahe Positionen zeigen beanspruchte Muskeln in Aktion. So hat man ein besseres Bild von seinem Körper, lernt ihn näher kennen und mehr zu schätzen. Medizinstudenten wird so der Lernstoff näher gebracht und eine unmittelbare Beziehung zur menschlichen Anatomie aufgebaut.
Bereits während des Prozesses der Plastination wird der Leichnam respektvoll behandelt, so liegen weiße Tücher über im Moment nicht bearbeiteten Körperstellen. Das Verfahren selbst wird in einer in der Ausstellung zu sehenden Dokumentation transparent veranschaulicht.
Im weiteren Verlauf der Ausstellung begegnet der Besucher einer Tafelwand, die mit der Überschrift „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ den Besucher dazu animiert, sich aktiv nicht nur mit dem eigenen Tod, sondern auch dem Leben davor auseinanderzusetzen. Jeder konnte darauf seine Wünsche, Träume und Ziele verschriftlichen.
Diese Intention zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung: Durch die Thematisierung von übermäßigem Nikotin- sowie Zuckerkonsum, indem gesunde und geschädigte Organe gegenübergestellt werden, werden die Menschen über die Folgen aufgeklärt und durch eine Abfrage der Lebensvorsätze dazu angehalten, ihre bisherige Lebensweise zu überdenken.
Doch warum der Name „Anatomie des Glücks“? Beschäftigt man sich näher mit der Ausstellung, so lässt sich jene Frage beantworten. Unser Körper, als Maschine, als treibende Kraft, ist zu schätzen und jenes Wunder der Natur wird in dieser Ausstellung kunstvoll eingefangen und zelebriert. Wie funktionieren unsere Organe, unsere Gefühle? Wie funktionieren wir? All´ diese Fragen, die sich Wissenschaftler und Philosophen seit dem Beginn unserer Zeit stellen, sind hier aufgegriffen worden, auch wie (chemisch betrachtet) unser Glücksgefühl entsteht. Es werden Denkanstöße geliefert und die Besucher dazu angehalten, ihre Leben zum Besseren, Gesünderen zu wenden.
Aus diesem Grund empfehlen wir die Ausstellung jedem, der sich gerne mit dem menschlichen Körper, aber auch sich selbst beschäftigen möchte, sich jedoch nicht an der Zurschaustellung dieser stört.
Verfasst von Nadja K., Vanessa M. & Paul B.